VORTRAG
Die ‚alten Meister‘ Goethe und Hegel
20.03.2024 / 18:30 Uhr
GoetheStadtMuseum Ilmenau
‚In den Grundgedanken und Gesinnungen‘ stimme er, Goethe, mit Hegel überein. Unter der herben Schale des absoluten Idealismus liege der süße Kern eines in seiner Konsequenz staunenswerten philosophischen Gebäudes. Im Blick auf Goethes Urphänomen spricht Hegel vom ‚großen geistigen Natursinn‘, das zunächst „austernmäßig“ eingeschlossene Absolute arbeitet sich über „Fensterstellen“ der Urphänomene in die Realität hinaus. Der davon angetane Goethe schickt darauf zwei ‚Urphänomene‘ an Hegel: das berühmte Trinkglas des Karlsbader Meisters Mattoni sowie ein Glasprisma zur Herstellung von Spektralerscheinungen – mit der legendären Widmung: „Dem Absoluten empfiehlt sich schönstens zu freundlicher Aufnahme
Das Urphaenomen. Weimar Sommer Anfang 1821.“
In seinem humoristischen Danksagungsbrief lässt der Philosoph das Trinkglas seine besondere Bestimmung durch den verschiedenfarbigen Wein erfüllen. Denn der göttliche Trank sei eine mächtige Stütze der Naturphilosophie, er zeige die Präsenz des Geistes in der Natur.
Hegel setzt in seinen Vorlesungen über Naturphilosophie und über Ästhetik dann ein spezielles Denkmal für den Farbenlehrer und Dichterfürsten. Der Dichter wurde nicht zum Anhänger des absoluten Idealismus Hegels. „Das Fundament seiner Lehre lag außer meinem Gesichtskreise“. Trotzdem sah Goethe in Hegel den ersten philosophischen Denker seiner Epoche.