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Während seiner naturwissenschaftlichen Studie beschäftigte sich Goethe ebenfalls mit der Farbenlehre. Er griff die Idee der Komplementärkontraste auf und verdeutlichte diese in seinem Farbkreis.
Den Anstoß zu den Studien zur Farbenlehre erhielt Goethe in Italien, vor farbenprächtigen Gemälden der Renaissance und in der freien Natur unter südlichem blauen Himmel. Er spürte, „daß man den Farben, als physischen Erscheinungen, erst von der Seite der Natur beikommen müsse, wenn man in Absicht auf Kunst etwas über sie gewinnen wolle“.
Über zwei Jahrzehnte arbeitete Goethe daran. Sie ist seine geschlossenste und umfangreichste, aber auch problematischste naturwissenschaftliche Arbeit.
Die Farbenlehre erschien 1808 bis 1810 in drei Teilen:
Johann Wolfgang von Goethe an Frau von Stein
Im ersten Teil ging es Goethe zunächst darum, die Naturerscheinung „Farbe“ auf ihre Anwendungsmöglichkeiten als Kunstmittel zu untersuchen. Sein eigentliches Problem war die Frage nach der Wirkung der Farbe auf den Menschen, nach der lebendigen Beziehung zwischen dem menschlichen Auge und dem Licht.
Goethe unterschied „Physiologische“, „Physische“ und „Chemische“ Farben, untersuchte die Wirkung der Farben auf das „Sinnlich-Sittliche“ und ging auf die Beziehung der Farbtheorie zur Philosophie, Mathematik, Naturgeschichte, Tonlehre u. a. ein. Die „Physiologischen Farben“ stellte Goethe an die Spitze seines Werkes, weil sie „das Fundament der Lehre ausmachen“. Hier hatte er erstmalig versucht, schwer zu fassende Erscheinungen des lebendigen Auges zu sammeln und zu ordnen.
Aufschlußreich sind Goethes Versuche mit dem Prisma, die zur Ableitung eines Farbschemas führten, das er für alle Farbenerscheinungen gültig erklärte. Es besteht aus den Elementarfarben Gelb – Orange – Rot (Purpur) – Violett – Blau – Grün.
Goethe suchte dem Farbenspektrum Newtons die einfache Erscheinung der Farbenentstehung, als „Urphänomen“ bezeichnet, entgegenzusetzen. Er fand es in folgender Wahrnehmung: In Verbindung mit Hell und Dunkel erscheint dem Auge in einem trüben Mittel entweder die Farbe Gelb (vor hellem Hintergrund) oder die Farbe Blau (vor dunklem Hintergrund). In diesem „Urphänomen“ offenbarte sich Goethe auch die „Polarität“ der Natur, die für ihn ein Grundgesetz, ein „Triebrad“ der Natur war.
Auf das „Urphänomen“ versuchte er alle physischen Farberscheinungen zurückzuführen. Die übrigen Farben des Farbschemas entwickelten sich für Goethe durch „Steigerung“ der Urfarben Gelb und Blau, durch Mischung und Vereinigung. „Steigerung“ sah er als zweites „Triebrad“ der Natur an.
Johann Wolfgang von Goethe, Einleitung zum Didaktischen Teil
Im „Polemischen Teil“ ging Goethe zu einem Frontalangriff gegen Newtons Farbentheorie über, mit dem er in der damaligen Zeit ein totales Fiasko erlitt. Klar ist heute, daß sich Goethe mit der Einschätzung des physikalischen Aspektes des Farbproblems geirrt hat. Die auch heute noch anzutreffende Geringschätzung der naturwissenschaftlichen Leistungen Goethes beruht hauptsächlich auf diesem unglücklichen Versuch, Newtons Leistungen herabzuwürdigen.
Entscheidend aber ist, daß das physikalische Problem nur einen Teil der Goetheschen Farbenlehre ausmacht, die in ihrer Gesamtheit und Grundkonzeption durchaus naturwissenschaftlichen Ansprüchen gerecht wird. Erst seit der Mitte dieses Jahrhunderts begann man in der Naturwissenschaft Goethes „Farbenlehre“ allgemein als große und völlig eigenständige Leistung zu begreifen; Voraussetzung dafür war die Einsicht in die Unvergleichbarkeit der Ausgangspunkte, Theorien und Methoden Newtons und Goethes.
Goethes Farbenlehre ist weniger eine physikalische Theorie der Beschreibung des Wesens des Lichts, als vielmehr eine Theorie der Sinneswahrnehmung von Licht und Farben. Die Physik erklärt nicht, wie die Strahlung unterschiedlicher Wellenlänge im menschlichen Auge in rot, blau und gelb umgesetzt wird. Das ist Gegenstand der Sinnesphysiologie und darauf hat Goethe hingewiesen.
Der „Historische Teil“ der „Farbenlehre“ wurde als letzter abgeschlossen und trägt den Titel „Materialien zur Geschichte der Farbenlehre“. Diese „Geschichte der Farbenlehre“ ist der großangelegte Entwurf einer allgemeinen Wissenschaftsgeschichte von der „Urzeit“ bis zur Gegenwart und wurde von Thomas Mann „ein Gleichnis der Geschichte aller Wissenschaften, den durch die Jahrtausende führenden Roman des europäischen Gedankens“ genannt.
Quellen:
Henri Bortoft „Goethes wissenschaftliche Methode“
Hans-Heinrich Reuter „Johann Wolfgang Goethe“
Eberhard Buchwald „Naturschau mit Goethe“
Karl-Heinz Hahn „Goethe in Weimar“
Er griff die Idee der Komplementärkontraste auf und verdeutlichte diese in seinem Farbkreis.
Mischt man reine Komplementärfarben zu gleichen Teilen miteinander, so erhält man als Ergebnis weiß.
Komplementärfarben ergänzen sich wechselseitig und liegen sich im Farbkreis gegenüber.
Das heißt:
Gelb fordert RotBlau ( Violett )
Blau fordert RotGelb ( Orange )
Rot fordert Blaugelb ( Grün )
… und umgekehrt
Die Zusammenstellung der Komplementärfarben begründet sich im Harmoniebedürfnis des menschlichen Auges. Es ist nur dann befriedigt bzw. im Gleichgewicht, wenn das Komplementärgesetz erfüllt ist. Falls dieses Gleichgewicht nicht gegeben ist, versucht das Auge selbständig, es wieder herzustellen.
Die einzelne Farbe erregt in jedem Auge eine spezifische Empfindung. Es strebt nach Allgemeinheit. Diese Erscheinung bezeichnet man als Sukzessivkontrast.
Quellen:
Henri Bortoft „Goethes wissenschaftliche Methode“
Hans-Heinrich Reuter „Johann Wolfgang Goethe“
Eberhard Buchwald „Naturschau mit Goethe“
Karl-Heinz Hahn „Goethe in Weimar“
Weitere Informationen zum Forscher Goethe in Ilmenau:
Geologie – Botanik – Farbenlehre – Anatomie – Technik