© Copyright 2023-24
Goethegesellschaft Ilmenau-Stützerbach e.V.
♥ Ilmenau kreativ erleben
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Im Leben von Johann Wolfgang von Goethe gab es viele Wegbegleiter und Freunde. Eine kleine Auswahl haben wir hier zusammengestellt.
Carl August Carl August, Großherzog von Sachsen-Weimar
Carl August Carl August, Großherzog von Sachsen-Weimar wurde am 3. September 1757 geboren und starb am 14. Juni 1828.
Er stand nach dem frühen Tod seines Vaters unter dem erzieherischen Einfluß seiner geistvollen und sehr kunstinteressierten Mutter Anna Amalia sowie seiner Erzieher Graf Görtz, Wieland und Knebel. Geistig früh entwickelt, kam er 1774 zur Regierung.
Als der Herzog Carl August 1775 nach Darmstadt zur Vermählung reiste, bat der Erzieher des Herzogs Graf Görz Goethe zum Essen. Der Herzog hatte Goethes Götz von Berlichingen gelesen und den borstigen Ritterton „allerliebst“ gefunden. Er war begierig geworden, den Schöpfer dieses Kunstwerkes persönlich kennen zu lernen. Goethe gefiel außerordentlich und wurde nach Weimar eingeladen. So kam Goethe mit einem „Staatswagen“ im Triumph in Weimar an. Dort wurde bald klar, daß dies der „allvermögende Liebling“ des 18jährigen Herzogs werden dürfte. „Das Genie Goethe konnte seinen Weltgeist nicht in einer engen Ausdünstungspfütze, einer Stadt gefangen nehmen.“ „ Dies sei lauter erbärmliches Philisterwesen: ein Genie, der echte Naturmensch, gehöre in die Natur, in Luft, Wald und Feld…“ berichten Zeitgenossen von Äußerungen Goethes. Deshalb habe ihm der Herzog das Gartenhaus im Ilmpark gekauft, wo er seine „Geniewirtschaft etablierte“.
Graf Görz hatte dem Herzog absichtlich eine enge kleinliche Erziehung durch die Schnürbrust der Hofetikette gegeben, um seinen Einfluß möglichst lange zu halten. Der Herzog war für geistige Einflüsse sehr empfänglich, schrieb und sprach gern und mit großer Leichtigkeit. Daher ließ er sich von dem 7 Jahre älteren Goethe gern aus diesem höfischen Zwang herausreißen, um sich in den Wäldern fern der Zivilisation auszutoben und den Untertanen allerlei Streiche zu spielen. Dafür bürgerte sich der Begriff „Genietreiben“ ein. In vielen Berichten aus damaliger Zeit begegnet uns das Leben, also Natur im Gegensatz zum Hof, als Leitvorstellung Goethes für das Genietreiben. Er war der Illusion erlegen, die Gesellschaft durch den genialisierten Fürsten naturalisieren (Standesunterschiede abschaffen) zu können. Er hoffte, daß sich diese Erziehung in einer humaneren Regierungspraxis niederschlagen werde. Nebenbei qualifizierte er sich durch das Genietreiben für das Amt eines Fürstenberaters und stand somit auf der Seite der Macht. Nach dieser Sturm- und Drangperiode trat die Freundschaft der beiden in ein neues Stadium. Goethe, der zu dieser Zeit viele Ämter innehatte, zog sich langsam zurück, um den Herzog selbständiger zu machen. Carl August täuscht die Hoffungen Goethes nicht. Sie schätzten und ergänzten sich gegenseitig. Das kommt in folgenden Worten Goethes zum Ausdruck:
„Der Großherzog war freilich ein geborener großer Mensch, womit alles gesagt und getan ist“
„ Er übte auf die Menschen eine Anziehung durch seine ruhige Gegenwart, ohne daß er sich eben gütig und freundlich zu erweisen brauchte. Alles, was ich auf seinen Rat unternahm, glückte mir, so daß ich in Fällen, wo mein Verstand und meine Vernunft nicht hinreichten, ihn nur zu fragen brauchte, was zu tun sei, wobei er es dann instinktmäßig aussprach und ich immer im voraus eines guten Erfolgs gewiß sein konnte.“
„Er (Carl August) war 18 Jahre alt, als ich nach Weimar kam, aber schon damals zeigten seine Keime und Knospen, was einst der Baum sein würde. Er schloß sich bald auf das innigste an mich an und nahm an allem, was ich trieb, gründlichen Anteil. Daß ich fast zehn Jahre älter war als er, kam unserem Verhältnis zu gute. Er saß ganze Abende bei mir in tiefen Gesprächen über Gegenstände der Kunst und Natur und was sonst allerlei Gutes vorkam. Wir saßen oft bis tief in die Nacht hinein, und es war nicht selten, daß wir nebeneinander auf meinem Sofa einschliefen. Fünfzig Jahre lang haben wir es miteinander fortgetrieben, und es wäre kein Wunder, wenn wir es endlich zu etwas gebracht hätten.“
„Ich bin dem Großherzog seit einem halben Jahrhundert auf das Innigste verbunden und habe ein halbes Jahrhundert mit ihm gestrebt und gearbeitet; aber lügen müßte ich, wenn ich sagen wollte, ich wüßte einen einzigen Tag, wo der Großherzog nicht daran gedacht hätte, etwas zu tun und auszuführen, das dem Lande zum Wohl gereichte und das geeignet wäre, den Zustand des einzelnen zu verbessern.“
Zum 26. Geburtstag Carl Augusts1783 widmet ihm Goethe das Gedicht „Ilmenau“. Aus Anlaß des 50jährigen Regierungsjubiläums des Großherzogs 1825 gratuliert Goethe ihm als erster mit den Worten: „Bis zum letzten Hauch zusammen!“ worauf der Herzog antwortet: „O, 18 Jahre und Ilmenau!“
(aus: P.Bleisch; „Bilder aus Ilmenaus Vergangenheit“)
Regierungsrat Voigt, Bergrat Voigt und Bergrat Mahr
1783 schlägt Goethe den Regierungsrat Christian Gottlob Voigt als zweites Mitglied in der Bergmannskommission vor. Gleichzeitig bittet er, dessen jüngeren Bruder, Johann Carl Wilhelm, als Bergsekretär bei der Kommission einzustellen. Letzterer hatte die Bergakademie Freiberg absolviert und danach, zum Teil in Goethes Auftrag, mehrere geologische Untersuchungen durchgeführt. Goethe charakterisiert J.C.W. Voigt wie folgt:
“ Ein junger Mensch, der auf der Freiberger Akademie studiert und von daher eine außerordentlich reine Nomenclatur und eine ausgebreitete Kenntnis des Details mitgebracht hat, ist mir vom größten Nutzen.“
Der Herzog genehmigte beide Vorschläge.
In allen Fragen, die das Bergwerk betrafen, stand Goethe in engem mündlichen und schriftlichen Austausch mit seinem Mitkommissar. Die häufige Abwesenheit Goethes (z.B. die 1. Italienreise) und seine weiteren Aktivitäten hatten zur Folge, daß die Verwaltungsarbeit in den Händen von Christian Gottlob Voigt lag. Dieser sehr fleißige und gebildete Beamte war die tragende Säule der Kommission. Aber auch er war öfters nicht zugegen, wobei dann Goethe die Kommissionsarbeit allein besorgte. Der jeweils Abwesende wurde aber sofort über alle Vorfälle ausführlich unterrichtet. Kollegiale Loyalität verbot jeden Alleingang.
C.G. Voigt schreibt an Hufeland 1784:
Goethe sei „wirklich ein Mann, dessen Liebe kein edles Herz zu erwerben sich schämen darf. Je näher ich ihn kennenlerne, je mehr innere Güte entdecke ich an ihm“.
1787 setzt sich Goethe für seinen Kollegen ein und bittet den Herzog, „gelegentlich etwas für Voigten zu tun, der manches für mich trägt …“ Daraufhin erhält Voigt Sitz und Stimme in der obersten Finanzbehörde des Lande, wird 1794 zum Geheimen Regierungsrat ernannt und steht fortan im gleichen Rang wie Goethe.
C.G. Voigt versucht, im Herbst 1889 lästige Routineaufgaben so weit wie möglich von Goethe fernzuhalten:
„ Ich suche den vortrefflichen Mann alle nicht schlechterdings nothwendige verdrüsl. Ding zu überheben. Es ist nicht gut, einen solchen Mann auf dergl. Art nicht so zu schonen, wie er es so sehr verdient. Kein Wunder wäre es sonst, er zög sich ganz zurück. Was das Beste der Sache erfordert, muß man in jedem Amte tragen; aber nicht nur unnötige Plackerey“.
1789 bittet Goethe den Bruder J.C.W. Voigt, seinen Wohnsitz nach Ilmenau zu verlegen. Eine Aufsicht sei dringend geboten. Goethe an Herzog:
„ Er ist recht klar und Thätig in dieser Sache, mehr bedarfs in keiner, den guten Willen vorausgesetzt. Er ist sehr dankbar, daß Sie ihm den Charakter ( Ernennung zum Bergrat) accordiren… Er wird manches Gute oben auch neben her stiften. Bey seinem raschen Kopf ist er ein grundehrlicher Mensch.“
Johann Christian Mahr – Goethes Fossiliensammler
Bergrat J. C. Mahr wurde am 27. 2.1787 in Farnroda bei Eisenach geboren. 1821 wurde er als Nachfolger von Bergrat Johann Carl Wilhelm Voigt Rentamtmann in Ilmenau und hatte außerdem als Bergmeister die Aufsicht über das Kammerberger Steinkohlenbergwerk.
1857 beging er sein goldenes Amtsjubiläum als Berginspektor in Kammerberg und wurde zum Bergrat ernannt. Am 17. 9. 1869 starb er in Ilmenau. Heute ist nach ihm eine Ilmenauer Straße benannt.
Mahr ist für Goethe einer der wichtigsten Sammler fossiler Pflanzen und ein hervorragender geologischer Beobachter gewesen.
In einem ersten Brief an Goethe am 13. 6. 1821 stellte er sich vor:
„Die Mineralogie, welche ich neben meinem Geschäfte, wenn mir einige Zeit übrig blieb, zur Ausfüllung betrieben habe, interessierte mich nächst der Chemie unter den Naturwissenschaften am mehresten. Anfänglich wählte ich die Geognostia zum Gegenstand meiner Beschäftigung, wozu mir die Bohrversuche auf der Saline Wilhelmsglücksbrunn, wo ich 9 Jahre angestellt war, die beste Gelegenheit darbot. Von der Saline bin ich nun nach Ilmenau als Rentbeamter versetzt worden und diese Versetzung hat, da mir sogleich die Aufsicht auf das Cammerberger Steinkohlenbergwerk gnädigst mit übertragen worden ist, zur Erweiterung meiner Wissenschaft, durch die hiesigen Gebirge, für mich ein großes Feld eröffnet, sie bietet mir zur besseren Fortsetzung dieses Studiums die herrlichste Gelegenheit dar. Mein kleines Cabinet zu vervollkommnen bewog mich auch die Halden des Cammerberger Steinkohlen-Werks zu durchsuchen, vorzüglich der Pflanzenabdrücke wegen … und meine kleine Mühe wurde gekrönt…“
Goethe ermunterte ihn zum Weitersammeln und empfing ihn am 27. 1. 1822 und am 26.11.1831 in Weimar. Insgesamt schrieb er 8 Briefe an den Bergamtmann. Mahr sandte 10 Fossil- und Gesteinssammlungen sowie 14 Briefe nach Weimar.
Goethe sorgte durch seinen Sammeleifer dafür, daß in diesen Jahren die wichtigsten Fundstellen ständig beobachtet wurden und wichtige Funde für die Sammlungen geborgen wurden:
„…Mir ist bei dem Wunsch, dergleichen selbst zu besitzen, auch angelegen, die Kenntnis im Einzelnen weiterzuführen und die unter den Geologen schon längst berühmten Kammerberger und Manebacher Kohlenwerke in ihrem alten und immer erneuten Rufe zu erhalten.“(Brief an Mahr, 18. 12. 1831).
Obwohl Mahr um die Wirtschaftlichkeit des von ihm geleiteten Bergbaus bemüht sein mußte, hat er jede Gelegenheit genutzt, die wissenschaftlichen Funde und die Beobachtungen für die Forschung zu sichern. Goethe erkannte dies mit großer Klarheit. In seinem letzten Brief an Mahr am 15. März 1832 schrieb er:
„Man sieht daraus, wie löblich es ist, wenn die Beamteten auf einem solchen Grade von Kenntnis stehen, um nicht allein das Gemeinnütz, sondern das auch Allgemeinen Nützliche beurtheilen zu können.“
Der letzte Besuch Goethes in Ilmenau vom 26. bis 31. 8.1931 war für Johann Christian Mahr sicherlich ein Höhepunkt der Zusammenarbeit, denn er hatte mehrfach Gelegenheit, mit Goethe zu sprechen und ihn auf den Fahrten zum Kickelhahn am 27. 8. und nach Elgersburg am 28. 8. zu begleiten. 1847 schrieb er einen Bericht über diese letzte Begegnung mit Goethe, die 1855 veröffentlicht wurde.
Für seine treuen Dienste wurde J. C. Mahr (wahrscheinlich auf Veranlassung Goethes) zum Ehrenmitglied der Mineralogischen Gesellschaft in Jena ernannt. Er wird heute als bedeutendster paläobotanischer Sammler des 19. Jahrhunderts eingestuft.
Die Förderungen und Forderungen und Forderungen Goethes an Johann Christian Mahr wirkten auf diesen außerordentlich aktivierend auch noch weit nach Goethes Tod.
Er baute, wahrscheinlich zusammen mit seinem Sohn Hermann Mahr, eine außerordentliche Sammlung fossiler Pflanzen auf, die „Sammlung Mahr“. Sie ist eine qualitativ und quantitativ überragende Lokalsammlung aus Manebach und besteht aus mehreren Hundert sehr gut erhaltener Pflanzenreste. Diese Sammlung muß nach seinem Tode in den Besitz der Berliner Bergakademie gelangt sein und ist heute im Museum für Naturkunde Berlin ausgestellt.
Er oder auch sein Sohn Hermann gilt als der Autor der Rotliegend-Pflanze Spenophyllum thonii MAHR 1869.
Nach M. Barthel „Johann Christian Mahr – Goethes Fossiliensammler im Steinkohlenvorkommen Manebach – Kammerberg
Hermann Mahr
Hermann Mahr wurde am 5. 1. 1822 in Ilmenau als Sohn von Bergamtmann Johann Christian Mahr geboren. Er wählte ebenfalls den Beruf des Bergmanns und war nach seinem Vater als Bergmeister für das Kammerberger Steinkohlenbergwerk bis 1875 verantwortlich.
Wie sein Vater war auch er ein guter geologisch – paläobotanischer Sammler und Beobachter.
Mehrere Exponate im Amtshaus Ilmenau zeugen von seiner Zuarbeit zur Wiederbelebung des Kupferschieferabbaus.
Er machte wichtige Beobachtungen über die Fossilführung einzelner Kammerberger Flöze (Briefe 1858 – 1861 an Hanns Bruno Geinitz) und fertigte für das 1908 herausgegebene Blatt „Ilmenau“ der geologischen Spezialkarte Thüringens eine Tabelle über die Flözfolge an.
Hermann Mahr befaßte sich intensiv mit „Ilmenau zur Goethezeit“. Er zeichnete eine gleichlautende Aquarellserie und versuchte sich an einer Darstellung über Goethes Beteiligung an der Wiederbelebung des Ilmenauer Bergbaus. Er wurde Mitglied der Goethe-Gesellschaft Weimar und arbeitete viele Jahre an einer Gesamtmonographie Goethes. Dabei hatte er wohl selbst gespürt, daß das Ganze sein Leistungsvermögen überstieg. Ohne das Urteil anderer abzuwarten, nahm er sich in der Nacht vom 22. zum 23. Februar 1889 das Leben. In einem Aufsatz von Otto Franz Gensichen heißt es dazu: „Er ist an Goethe gestorben.“
Nach Otto Franz Gensichen: „An Goethe gestorben“,
Manfred Barthel: „Johann Christian Mahr – Goethes Fossiliensammler im Steinkohlenvorkommen Manebach – Kammerberg“
Karl Ludwig von Knebel
Knebel, Jean Paul und Peter Eckermann besuchten in Gesellschaft von Carl August und Goethes öfters das Bergstädchen Ilmenau. Unter Ihnen war Karl Ludwig von Knebel Goethes vertrautester Freund.
Er war ein feingebildeter Mann, arbeitete am „Tieffurter Journal“ mit, ließ anonym eine „Sammlung kleiner Gedichte“ erscheinen und fertigte manch schönes Distichon. Auch als Übersetzer fremder Werke leistete er einiges. Am besten gelang ihm wohl eine Ilmenauer Arbeit, die Übersetzung von Alfieris Trauerspiel „Saul“.
Ende des 18. Jahrhunderts gereichte er dem weimarischen Hof zur Zierde. Zunächst versah er die Stelle eines Hofmeisters und machte in dieser Position die Bekanntschaft mit dem jungen Goethe in Frankfurt. Auch nach dem Tod seines Arbeitgebers blieb er in Weimar, wo man ihm eine Pension zahlte. Von 1798 bis 1805 nahm er seinen Wohnsitz in Ilmenau, danach in Jena, wo er 1834 starb.
(aus: P.Bleisch; „Bilder aus Ilmenaus Vergangenheit“)
Peter Eckermann
Der mehrfach erwähnte Peter Eckermann wohnte 1838 und 1854 in Ilmenau. Seine „Beiträge zur Poesie, mit besonderer Hinweisung auf Goethe“ hatten zur Folge, daß ihn Goethe als Gehilfen bei der Redaktion der letzten Ausgabe seiner Werke nach Weimar zog. Hier war er literarisch tätig, erteilte dem Erbprinzen Unterricht und wurde 1838 zum Hofrat und Bibliothekar der Großherzogin ernannt. Einen bleibenden Namen in der Literatur verdankt er dem Buch: „Gespräche mit Goethe in den letzten Jahren seines Lebens 1823 – 1832“, das eine Fülle wertvoller Äußerungen Goethes überliefert.
Bielschowsky charakterisierte ihn so:
„Am Nordrande der Lüneburger Heide geboren, hatte er seine Jugend mit Haustieren, Viehüten, Holzlesen verbracht, war dann allmählich zum Erfassen einer höheren Welt erwacht und hatte sich in warmen Interesse für Kunst und Literatur zeichnerisch, dichterisch und kritisch versucht, bis er von Goethes Stern unwiederstehlich angezogen als Deißigjähriger zu Fuß von Hannover nach Weimar pilgerte und von dem angebeteten Manne, der seine Gedichte freundlich aufnahm, zur Audienz zugelassen wurde.
Goethe erkannte sofort die Brauchbarkeit des feinfühligen und feinhörigen Mannes, der als sinniges und schmiegsames Naturkind die gepanzerte Büchergelehrsamkeit Riemers glücklich ergänzen konnte, und behielt ihn bei sich. An Eckermann besaß Goethe einen treuen An- und Nachempfinder seiner halb angebrochnen oder aus dem Schoße der Skizze erst emporsteigenden Dichtwerke. Dieser junge Adept verstand es, im Sinne des Meisters Forderungen zu stellen und das Geforderte ihm abzuschmeicheln und abzulocken. Ach hatte er die Gabe, seinen großen Souverän in angeregte Gespräche zu verwickeln und ihmn zu veranlassen, im Wege der Unterhaltung aus der reichen Schatzkammer seines Inneren die schimmernden Juwelen hervorzuholen, die in das geschriebene Wort sich nicht hatten fassen lassen. Bei seiner unbedingetn Hingabe an Goethe, dessen Worten er wie Offenbahrungen einer Gottheit lauschte, faßte er alles mit großer Schärfe auf und gab es in seinem Tagebuch mit solcher treue wieder, daß nicht nur wir Nachgeborenen, die wir uns in Goethes Art und Gedankenwelt vertieft haben, das duraus Echte seinernachmals veröffentlichen „Gespräche mit Goethe“ empfinden, sondern auch solche, die Goethe persönlich gekannt hatten, versicherten, man höre Goethe Sprechen.
(aus: P.Bleisch; „Bilder aus Ilmenaus Vergangenheit“)
Regierungsrat Voigt, Bergrat Voigt
1783 schlägt Goethe den Regierungsrat Christian Gottlob Voigt als zweites Mitglied in der Bergmannskommission vor. Gleichzeitig bittet er, dessen jüngeren Bruder, Johann Carl Wilhelm, als Bergsekretär bei der Kommission einzustellen. Letzterer hatte die Bergakademie Freiberg absolviert und danach, zum Teil in Goethes Auftrag, mehrere geologische Untersuchungen durchgeführt. Goethe charakterisiert J.C.W. Voigt wie folgt:
“ Ein junger Mensch, der auf der Freiberger Akademie studiert und von daher eine außerordentlich reine Nomenclatur und eine ausgebreitete Kenntnis des Details mitgebracht hat, ist mir vom größten Nutzen.“
Der Herzog genehmigte beide Vorschläge.
In allen Fragen, die das Bergwerk betrafen, stand Goethe in engem mündlichen und schriftlichen Austausch mit seinem Mitkommissar. Die häufige Abwesenheit Goethes (z.B. die 1. Italienreise) und seine weiteren Aktivitäten hatten zur Folge, daß die Verwaltungsarbeit in den Händen von Christian Gottlob Voigt lag. Dieser sehr fleißige und gebildete Beamte war die tragende Säule der Kommission. Aber auch er war öfters nicht zugegen, wobei dann Goethe die Kommissionsarbeit allein besorgte. Der jeweils Abwesende wurde aber sofort über alle Vorfälle ausführlich unterrichtet. Kollegiale Loyalität verbot jeden Alleingang.
C.G. Voigt schreibt an Hufeland 1784:
Goethe sei „wirklich ein Mann, dessen Liebe kein edles Herz zu erwerben sich schämen darf. Je näher ich ihn kennenlerne, je mehr innere Güte entdecke ich an ihm“.
1787 setzt sich Goethe für seinen Kollegen ein und bittet den Herzog, „gelegentlich etwas für Voigten zu tun, der manches für mich trägt …“ Daraufhin erhält Voigt Sitz und Stimme in der obersten Finanzbehörde des Lande, wird 1794 zum Geheimen Regierungsrat ernannt und steht fortan im gleichen Rang wie Goethe.
C.G. Voigt versucht, im Herbst 1889 lästige Routineaufgaben so weit wie möglich von Goethe fernzuhalten:
„ Ich suche den vortrefflichen Mann alle nicht schlechterdings nothwendige verdrüsl. Ding zu überheben. Es ist nicht gut, einen solchen Mann auf dergl. Art nicht so zu schonen, wie er es so sehr verdient. Kein Wunder wäre es sonst, er zög sich ganz zurück. Was das Beste der Sache erfordert, muß man in jedem Amte tragen; aber nicht nur unnötige Plackerey“.
1789 bittet Goethe den Bruder J.C.W. Voigt, seinen Wohnsitz nach Ilmenau zu verlegen. Eine Aufsicht sei dringend geboten.
Goethe an Herzog:
„ Er ist recht klar und Thätig in dieser Sache, mehr bedarfs in keiner, den guten Willen vorausgesetzt. Er ist sehr dankbar, daß Sie ihm den Charakter ( Ernennung zum Bergrat) accordiren… Er wird manches Gute oben auch neben her stiften. Bey seinem raschen Kopf ist er ein grundehrlicher Mensch.“
Bergrat Johann Christian Mahr - Goethes Fossiliensammler
Bergrat J. C. Mahr wurde am 27. 2.1787 in Farnroda bei Eisenach geboren. 1821 wurde er als Nachfolger von Bergrat Johann Carl Wilhelm Voigt Rentamtmann in Ilmenau und hatte außerdem als Bergmeister die Aufsicht über das Kammerberger Steinkohlenbergwerk.
1857 beging er sein goldenes Amtsjubiläum als Berginspektor in Kammerberg und wurde zum Bergrat ernannt. Am 17. 9. 1869 starb er in Ilmenau. Heute ist nach ihm eine Ilmenauer Straße benannt.
Mahr ist für Goethe einer der wichtigsten Sammler fossiler Pflanzen und ein hervorragender geologischer Beobachter gewesen.
In einem ersten Brief an Goethe am 13. 6. 1821 stellte er sich vor:
„Die Mineralogie, welche ich neben meinem Geschäfte, wenn mir einige Zeit übrig blieb, zur Ausfüllung betrieben habe, interessierte mich nächst der Chemie unter den Naturwissenschaften am mehresten. Anfänglich wählte ich die Geognostia zum Gegenstand meiner Beschäftigung, wozu mir die Bohrversuche auf der Saline Wilhelmsglücksbrunn, wo ich 9 Jahre angestellt war, die beste Gelegenheit darbot. Von der Saline bin ich nun nach Ilmenau als Rentbeamter versetzt worden und diese Versetzung hat, da mir sogleich die Aufsicht auf das Cammerberger Steinkohlenbergwerk gnädigst mit übertragen worden ist, zur Erweiterung meiner Wissenschaft, durch die hiesigen Gebirge, für mich ein großes Feld eröffnet, sie bietet mir zur besseren Fortsetzung dieses Studiums die herrlichste Gelegenheit dar. Mein kleines Cabinet zu vervollkommnen bewog mich auch die Halden des Cammerberger Steinkohlen-Werks zu durchsuchen, vorzüglich der Pflanzenabdrücke wegen … und meine kleine Mühe wurde gekrönt…“
Goethe ermunterte ihn zum Weitersammeln und empfing ihn am 27. 1. 1822 und am 26.11.1831 in Weimar. Insgesamt schrieb er 8 Briefe an den Bergamtmann. Mahr sandte 10 Fossil- und Gesteinssammlungen sowie 14 Briefe nach Weimar.
Goethe sorgte durch seinen Sammeleifer dafür, daß in diesen Jahren die wichtigsten Fundstellen ständig beobachtet wurden und wichtige Funde für die Sammlungen geborgen wurden:
„…Mir ist bei dem Wunsch, dergleichen selbst zu besitzen, auch angelegen, die Kenntnis im Einzelnen weiterzuführen und die unter den Geologen schon längst berühmten Kammerberger und Manebacher Kohlenwerke in ihrem alten und immer erneuten Rufe zu erhalten.“(Brief an Mahr, 18. 12. 1831).
Obwohl Mahr um die Wirtschaftlichkeit des von ihm geleiteten Bergbaus bemüht sein mußte, hat er jede Gelegenheit genutzt, die wissenschaftlichen Funde und die Beobachtungen für die Forschung zu sichern. Goethe erkannte dies mit großer Klarheit. In seinem letzten Brief an Mahr am 15. März 1832 schrieb er:
„Man sieht daraus, wie löblich es ist, wenn die Beamteten auf einem solchen Grade von Kenntnis stehen, um nicht allein das Gemeinnütz, sondern das auch Allgemeinen Nützliche beurtheilen zu können.“
Der letzte Besuch Goethes in Ilmenau vom 26. bis 31. 8.1931 war für Johann Christian Mahr sicherlich ein Höhepunkt der Zusammenarbeit, denn er hatte mehrfach Gelegenheit, mit Goethe zu sprechen und ihn auf den Fahrten zum Kickelhahn am 27. 8. und nach Elgersburg am 28. 8. zu begleiten. 1847 schrieb er einen Bericht über diese letzte Begegnung mit Goethe, die 1855 veröffentlicht wurde.
Für seine treuen Dienste wurde J. C. Mahr (wahrscheinlich auf Veranlassung Goethes) zum Ehrenmitglied der Mineralogischen Gesellschaft in Jena ernannt. Er wird heute als bedeutendster paläobotanischer Sammler des 19. Jahrhunderts eingestuft.
Die Förderungen und Forderungen und Forderungen Goethes an Johann Christian Mahr wirkten auf diesen außerordentlich aktivierend auch noch weit nach Goethes Tod. Er baute, wahrscheinlich zusammen mit seinem Sohn Hermann Mahr, eine außerordentliche Sammlung fossiler Pflanzen auf, die „Sammlung Mahr“. Sie ist eine qualitativ und quantitativ überragende Lokalsammlung aus Manebach und besteht aus mehreren Hundert sehr gut erhaltener Pflanzenreste. Diese Sammlung muß nach seinem Tode in den Besitz der Berliner Bergakademie gelangt sein und ist heute im Museum für Naturkunde Berlin ausgestellt.
Er oder auch sein Sohn Hermann gilt als der Autor der Rotliegend-Pflanze Spenophyllum thonii MAHR 1869.
Nach M. Barthel „Johann Christian Mahr – Goethes Fossiliensammler im Steinkohlenvorkommen Manebach – Kammerberg
Hermann Mahr
Hermann Mahr wurde am 5. 1. 1822 in Ilmenau als Sohn von Bergamtmann Johann Christian Mahr geboren. Er wählte ebenfalls den Beruf des Bergmanns und war nach seinem Vater als Bergmeister für das Kammerberger Steinkohlenbergwerk bis 1875 verantwortlich.
Wie sein Vater war auch er ein guter geologisch – paläobotanischer Sammler und Beobachter.
Mehrere Exponate im Amtshaus Ilmenau zeugen von seiner Zuarbeit zur Wiederbelebung des Kupferschieferabbaus.
Er machte wichtige Beobachtungen über die Fossilführung einzelner Kammerberger Flöze (Briefe 1858 – 1861 an Hanns Bruno Geinitz) und fertigte für das 1908 herausgegebene Blatt „Ilmenau“ der geologischen Spezialkarte Thüringens eine Tabelle über die Flözfolge an.
Hermann Mahr befaßte sich intensiv mit „Ilmenau zur Goethezeit“. Er zeichnete eine gleichlautende Aquarellserie und versuchte sich an einer Darstellung über Goethes Beteiligung an der Wiederbelebung des Ilmenauer Bergbaus. Er wurde Mitglied der Goethe-Gesellschaft Weimar und arbeitete viele Jahre an einer Gesamtmonographie Goethes. Dabei hatte er wohl selbst gespürt, daß das Ganze sein Leistungsvermögen überstieg. Ohne das Urteil anderer abzuwarten, nahm er sich in der Nacht vom 22. zum 23. Februar 1889 das Leben. In einem Aufsatz von Otto Franz Gensichen heißt es dazu: „Er ist an Goethe gestorben.“
Nach Otto Franz Gensichen: „An Goethe gestorben“,
Manfred Barthel: „Johann Christian Mahr – Goethes Fossiliensammler im Steinkohlenvorkommen Manebach – Kammerberg“
Corona Schröter
Eng verbunden mit Ilmenau und Goethe war die Künstlerin Corona Schröter. Sie war die erste Darstellerin der „Iphigenie“ und ist aufgrund ihrer Ausstrahlung unvergesslich. In Ilmenau brachte sie, vereinsamt und fast vergessen von denen, die ihr einst nicht genug huldigen konnten, ihre letzten Tage zu. Es dürfte daher für alle Goethe-Interessierten und Besucher der Stadt Ilmenau von Interesse sein, näheres über das Verhältnis Goethes zu Corona Schröter zu erfahren.
Aussehen
Wie sah Corona aus, die den Dichter Goethe jahrelang in seinen Bann hielt?
Nach der Beschreibung von einem Brustbild aus der ersten weimaer Zeit der damals 26jährigen Künstlerin hatte sie einen anmutigen und geistvollen Kopf. „Unter den sanft gewölbten Brauen erglänzte ein Paar hellbrauner Augen von seltener Tiefe und reinster Klarheit. Die Nase war kräftig, aber fein geschnitten, die vollen Lippen von auffallender Lieblichkeit, das Kinn fest und abgerundet. Das ganze Gesicht schien bei all seiner fast kindlichen Naivität durchgeistigt und von wahrhaft künstlerischer Formenschönheit. In ihrer ganzen Erscheinung war Corona von hohem, junonischem Wuchse und edelstem Ebenmasse mit einem fast südländischen etwas dunklen Teint , einem Adel der Haltung und einer Grazie der Bewegung, dass ihr Auftreten geradezu bestrickte, kurz, sie war eine hallenische Schönheit und als Künstlerin ebenso gross angelegt wie geistvoll tief empfindend.“
Das Leben der Corona Schröter
Corona Schröter wurde als erstes Kind des Hoboisten Johann Friedrich Schröter und dessen Gattin Marie Regine am 14. Januar 1751 in Guben geboren. Später siedelte die Familie nach Leipzig um. Sie war bereits mit 14 Jahren im „Grossen Konzert“ aufgetreten. Sie rückte bald an die erste Stelle auf und war der gefeierte Liebling aller Kustliebhaber. Obwohl sie vielfach umworben wurde, fand kein Anbeter Erhörung. Um so inniger gestaltete sich das Freundschaftsverhältnis zu Wilhelmine Probst, welche ihr bis zu ihrem Tod nicht von der Seite wich.
Am weimaer Hof wurde 1776 von der Mutter des jungen Herzogs Carl August, Anna Amalia, mit der Bereitwilligkeit Goethes ein Liebhabertheater eingerichtet. Für die musikalischen Rollen gewann Goethe Corona Schröter aus Leipzig..
Coronas Erfolg in Weimar war durchschlagend. Innerhalb kurzer Zeit hatte sie alle Herzen im Sturm erobert – bis auf das von Charlotte von Stein, die kühl und reserviert blieb.
Das Liebhabertheater, dem Corona sechs Jahre lang als Star angehörte, erreichte 1783 sein Ende. Corona blieb als Kammersängerin in Weimar und beschäftigte sich auch mit Malerei. Sie zeichnete und malte Pastell und in Öl. Auf einer Ausstellung 1787 in Weimar fanden ihre Bilder allgemeine Anerkennung. Von ihren Kompositionen veröffentlichte sie Liedersammlungen.
Im Jahre 1788 zog sich Corona immer mehr vom Hofleben zurück. Die wachsende Entfremdung zu den Kreisen, welche sie einst gefeiert hatten und eine sich steigernde Kränklichkeit ließen sie in Ilmenau ihr letztes Asyl aufschlagen. Die Krankheit verschlimmerte sich und am 23.August 1802 entschlief sie 51jährig in den Armen ihrer Freundin Wilhelmine Probst.
Das erst schmucklose und später verfallene Grab auf dem Ilmenauer Friedhof erhielt erst 1902, 100 Jahre nach ihrem Tod, die heute bestehende Grabplatte.
Verhältnis zu Goethe
Goethe lernte die junge Künstlerin bereits während seines Studienaufenthaltes in Leipzig kennen. Bereits damals machte die vielbewunderte Schönheit großen Eindruck auf Goethe. Er war „hochentzückt“ über „ihre schöne Gestalt, ihr vollkommen sittliches Betragen und ihren ernsten, anmutigen Vortrag.“
Das Tagebuch Goethes, in welchem die Gefeierte „Crone“ genannt wird, gibt über das eigenartige Verhältnis zwischen dem Dichter und der Sängerin nur knappe Auskunft.
Da heisst es zum Beispiel im Jahre 1777: 8.Mai: „Crone den ganzen Tag im Garten“, 24. Mai: „War Crone früh und zu Tisch da“, 19. Juli: „Früh Crone gezeichnet“, 6. Januar : Bis 10 Uhr bei Cronen. Nicht geschlafen. Herzklopfen und fliegende Hitze“. Nach allem, was man über Coronas Persönlichkeit weiß, muß angenommen werden, daß ihrerseits das Verhältnis zu Goethe mehr von der idealen Seite aufgefaßt wurde. Seine sinnliche Leidenschaft fand durch das gleichzeitige Verhältnis zu Frau von Stein immer neue Nahrung. Goethe schrieb noch aus Leipzig an Charlotte: „ Die Schöter ist ein Engel – wenn mir doch Gott so ein Weib bescheren wollte, dass ich Euch könnt`in Frieden lassen.“
Ende 1781 war der Sieg der Frau von Stein entschieden. Das beweisen Verse wie:
„Den einzigen, Lotte, welchen Du lieben kannst,
Forderst Du ganz für Dich und mit Recht.
Auch ist er einzig Dein.“
Und Briefe wie:
„Meine Seele ist an Dich festgebunden, Deine Liebe ist das schönste Licht meiner Tage, Dein Beifall ist mein bester Ruhm, und wenn ich einen guten Namen von aussen recht schätze, so ist`s um Deinetwillen, dass ich Dir keine Schande mache.“
Das Tagebuch berichtet vielsagend:
„November: Glück durch Frau von Stein, hielt sorgfältig auf meinen Plan“
„Dezember: Mit Frau von Stein still und vergnügt gelebt“
Sein Verhältnis zu Corona Schröter beschränkte sich von da ab in der Hauptsache auf die Vorbereitungen und Aufführung der Theatervorführungen.
Nach ihrem frühen Tod hatte Goethe für die einst Heißgeliebte nur ein paar frostige Worte: „Indes auf unserer Bühne die Kunst in jugendlich lebendiger Tätigkeit fortblühte, ereignete sich ein Todesfall, dessen zu erwähnen ich für Pflicht halte. Corona Schröter starb, und da ich mich gerade nicht in der Verfassung fühle, ihr ein wohlverdientes Denkmal zu widmen, so schien es mir angenehm wunderbar, dass ich ihr vor so viel Jahren ein Andenken stiftete, das ich jetzt charakteristischer nicht zu errichten gewusst hätte.“
Gedicht „Miedings Tod“
Goethe selbst widmet der Künstlerin folgende Verse aus dem Gedicht „Auf Miedings Tod“, das gwissermaßen eine Huldigung des genial-frohen Treibens des Liebhabertheaters darstellt.
„Ihr Freunde Platz! Weicht einen kleinen Schritt!
Seht, wer da kommt und festlich näher tritt!
Sie ist es selbst; die Gute fehlt uns nie;
Wir sind erhört, die Musen senden sie.
Ihr kennt sie wohl; sie ist`s, die stets gefällt;
Als eine Blume zeigt sie sich der Welt;
Zum Muster wuchs das schöne Bild empor,
Vollendet nun, sie ist´s und stellt es vor.
Es gönnten ihr die Musen jede Gunst,
Und die Natur erschuf in ihr die Kunst.
So häuft sie willig jeden Reiz auf sich,
Und selbst dein Name ziert, Corona, dich.
Sie tritt herbei. Seht sie gefällig stehn!
Nur absichtslos, doch wie mit Absicht schön.
Und hoch erstaunt seht ihr in ihr vereint
Ein Ideal, das Künstlern nur erscheint.“
Übrigens erregte das Gedicht ungeheures Aufsehen. Goethe schreibt an Frau von Stein als Entschuldigung: „Ich habe der Schröter zu Ehren zwölf Verse darin, die Du, hoff`ich, schön finden und in allem Sinne damit zufrieden sein wirst.“ Zu Knebel bemerkt er: „ Ich bin mir noch keiner so schönen Sensation bewusst, als dieses Gedicht in unserem Kreise gemacht hat, und wünsche, dass es bei Dir auch anschlagen möge.“
Der Herzog schreibt an Knebel zu Goethes Verhältnis zu Corona Schröter:
„ Mieding ist fertig, und Corona bekommt darin einen unverwelklichen Kranz. Schade, dass der Minnesold in neuren Zeiten so teuer ist; wäre er es weniger, gewiss, sie könnte Goethen nicht anders als mit ihrer Person danken; o, wie wollten wir nicht noch in unsren alten Tagen Verse machen lernen.“
Aus diesen Worten spricht außer Bewunderung die Gewißheit über die jungfräuliche Makellosigkeit Coronas, was für die Beurteilung des Verhältnisses zu Goethe wichtig ist.
Frau von Stein
Charlotte Albertine Ernestine von Stein wurde am 25.12.1742 als erste Tochter des Hofmarschalls von Schardt im thüringischen Eisenach geboren. Mit 23 Jahren heiratete Sie den Baron Friedrich von Stein, Erbherrn von Kochberg dem sie sieben Kinder gebahr. Mit 33 Jahren lernte sie den sieben Jahre jüngeren Goethe kennen, deren erste Begegnung am 11.11.1775 statt fand. Vor allem in Goethes ersten zehn Jahren nahm Charlotte von Stein großen Einfluß auf den jungen Dichter, in dem eine große Liebe zu ihr entbrannte. Viele Gedichte und Zeichnungen Goethes in Ilmenau haben wir dieser Liebe zu verdanken. Einige entstanden in der Hermannsteiner Höhle, ganz in der Nähe des Goethehäuschens auf dem Ilmenauer Kickelhahn. Zum Ausdruck seiner Liebe meißelte er dort ein „S“ für Sonne – so nannte er sie in seinen Gedichten – in einen Felsen. Leider wurde dieser später weggesprengt, so daß man das Original nicht mehr besichtigen kann.
Allerdings wurde das harmonische Verhältnis dadurch getrübt, daß ihre Normen und Wertvorstellungen sie daran hinderten eine intime Beziehung mit ihm einzugehen und seine Gefühle zu erwidern. 1776 verbot sie ihm vorrübergehend sie weiterhin auf Schloß Kochberg zu besuchen. Durch Goethes plötzliche Abreise nach Italien (1786) fühlte sich Frau von Stein sehr gekränkt und verletzt.
Dieses seltsame Land Italien hat ihn verwandelt,hat ihn mir entfremdet, mir seine Liebe geraubt.
Jedoch schrieb er bis zum Ende seiner knapp zweijährigen Italienreise 1650 Briefe und „Zettelgen“ an seine Charlotte. Sie war für Goethe immer noch eine intime Vertraute und das reinste, schönste und wahreste Verhältnis, welches er je hatte. 1789 kam es sogar zum Bruch zwischen den beiden, nachdem sie von Goethes Zusammenleben mit Christiane Vulpis erfahren hatte. Erst nach 1801 entwickelte sich wieder eine Freundschaft..
Johann Wolfgang von Goethe