© Copyright 2023-24
Goethegesellschaft Ilmenau-Stützerbach e.V.
♥ Ilmenau kreativ erleben
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Ein geheimnisvoller Mann hatte sich 1778 aus Gera hilfesuchend an Goethe gewandt. Durch die seltsamen Schicksale des unglücklichen Mannes in tiefster Seele gerührt, unterstützte ihn Goethe anfangs mit Geld, Kleidung und Büchern. Er brachte ihn dann unter dem Namen Krafft in Ilmenau unter.
Krafft machte sich dadurch nützlich, indem er Goethe über die inneren Verhältnisse der Stadt laufend Berichte schickte. Diese „Geheimberichte“ sind bis zum Ende des Jahres 1779 im Konzept erhalten. Sie geben ein erschreckendes Bild von den jammervollen Zuständen, die damals in der Stadtverwaltung und in der Bürgerschaft herrschten, und von den vergeblichen Versuchen, welche die Einwohner machten, um ihre trostlose Lage zu verbessern. Diese Berichte waren Goethe bei der Durchführung seiner Hilfsmaßnahmen für Ilmenau sehr nützlich.
Neben seinen nützlichen Eigenschaften neigte Krafft immer wieder zu krankhafter Reizbarkeit und zum Pessimismus, wodurch er oft den Halt zum Leben verlor. Goethe versuchte ihn immer wieder aufzurichten und auch seelisch zu führen. Er sorgte für den Fremden bis ins kleinste. Das geschah aus einem zeitbedingten Bedürfnis, Menschenhilfe zu leisten, zu der sich aufgerufen fühlte, vermögend war und eine höhere Stufe geselliger Bildung erreicht hatte.
So schrieb er u.a.:
„Sie sind mir nicht zur Last, vielmehr lehrt mich’s wirtschaften. Ich vertändele viel von meinem Einkommen, das ich für die Notleidenden sparen könnte.- Und glauben Sie denn, daß Ihre Tränen und Ihr Segen nichts sind? Der, der hat, darf nicht segnen, ermuß geben! Aber wenn die Großen und Reichen dieser Welt Güter und Rangzeichen austeilen, hat das Schicksal dem Elenden zum Gleichgewicht die Seele gegeben, nach dem der Glückliche zu geizen nur nicht versteht…“
„…Es ist mehr als eine Wohltat von Gott, wenn er uns, was so seltern ist, einmal einen wirklich Elenden erleichtern läßt…“
Vor seiner Schweizer Reise vernichtete Goethe alle Aufzeichnungen und Briefe, was zur Folge hat, daß das Geheimnis dieses Mannes nie ganz enthüllt werden kann.
Goethes Rechnungsbücher weisen nach, daß Krafft bis 1785 in Ilmenau wohnte. Später übersiedelte er aus unbekannten Gründen nach Jena, wo er noch im selben Jahr an einem Schlaganfall starb.
(aus: S.Neuendorf; „Die Goethestadt Ilmenau“)
Goethe über Krafft in seinen Annalen, 1794
Als Goethe 1777 den 12jährigen heimatlosen schweizer Waisenknaben Peter im Baumgarten zu sich in Pflege und Erziehung nahm, glaubte er einen Akt der Menschlichkeit zu tun. Der Hirtenknabe war ein seltsames Beispiel für die pädagogisch-philantropischen Liebhabereien der Zeit (Rousseaus Suche nach der richtigen Erziehungsmethode).
Goethes Hoffnung, aus dem verwilderten Knaben einen erfreulichen Hausgenossen und später ein nützliches Glied der Gesellschaft machen zu können, wurde aber enttäuscht. Als Peter 13 Jahre alt war, brachte ihn Goethe zu einem Wildmeister in Ilmenau in die Jägerlehre. Damit traf er aber nicht die Interessen des Jungen, der lieber über Zeichnungen saß. Der Lehrmeister beklagte sich über Widerspenstigkeit, Liederlichkeit und die Affinität zu Wirtshäusern. So kam es, daß Goethe neben dem Unterhalt auch noch manche Bier- und Schnapsrechnung begleichen mußte.
Nach beendeter Lehre hatte Peter noch einige Försterstellen inne, gab aber den Beruf bald auf und ist Kupferstecher geworden. Ein Stich aus dem Jahre 1790, Goethe darstellend, befindet sich im Goethemuseum Jagdhaus Gabelbach. Im Jahre 1798 ist Peter im Baumgarten in Bad Berka gestorben.
Informationen, Ausstellungsstücke zu Goethe finden Sie auch in den Goethe Museen.
Museum Goethehaus Stützerbach – Museum Jagdhaus Gabelbach – GoetheStadtMuseum Ilmenau und im Goethe Nationalmuseum Weimar.