© Copyright 2023-24
Goethegesellschaft Ilmenau-Stützerbach e.V.
♥ Ilmenau kreativ erleben
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Es ist sehr interessant, Goethes Beziehung zu den Naturwissenschaften näher zu untersuchen. Von Ilmenau aus hat seine Beschäftigung mit der Natur, anfangs aus praktischem Bedürfnis (Bergbau in Ilmenau), später aus wissenschaftlichem Erkenntnisdrang, ihren Ausgang genommen.
Am 16. März 1824 äußerte der Vierundsiebzigjährige in einem Gespräch mit von Müller und Soret:
„…Ich kam höchst unwissend in allen Naturstudien nach Weimar, und erst das Bedürfnis, dem Herzog bei seinen mancherlei Unternehmungen, Bauten, Anlagen, praktische Vorschläge geben zu können, trieb mich zum Studium der Natur. Ilmenau hat mir viel Zeit, Mühe und Geld gekostet, dafür habe ich aber auch etwas dabei gelernt und mir eine Anschauung der Natur erworben, die ich um keinen Preis umtauschen möchte. – Mit allen Naturlehrern und -Schriftstellern getrau ich es mir aufzunehmen; sie scheuen mich alle, wenn sie alle auch schon oft nicht meiner Meinung sind…“
Sein ernstes Mühen um die praktische Erforschung der Naturzusammenhänge zeigen die bedeutenden Naturstudien im Gebiet des Thüringer Waldes über den Zeitraum von 25 Jahren.
An Jacobi schrieb er im Juni 1785:
„Hier leb‘ ich auf und unter Bergen, suche das Göttliche in herbis et lapidibus.“ (in Pflanzen und Steinen).
Im Jagdhaus Gabelbach bei Ilmenau sind Goethes botanische, geologische und mineralogische Studien im Thüringer Wald ausgestellt.
Goethes ausgebildetes Streben nach dem Objektiven, nach dem Exakten vereinigt sich ihm mit der Bevorzugung des Sinnlich – Vorstellbaren. Er ist ein „Augenmensch“, der über die Sinne die Natur empirisch zu erfassen trachtet und alle Verallgemeinerungen aus der Zusammenschau und dem Vergleich der Phänomene gewinnt. Vom Beobachten natürlicher Vorgänge kommt er zur Erkenntnis des Wesentlichen, Vielfältig ist sein Interesse – in Ilmenau sammelt er Mineralien, beobachtet und zeichnet die Natur, studiert wie ein Student in Jena den Knochenbau bei Tier und Mensch, beschäftigt sich mit der Gestaltbildung der oberirdischen Teile der Blatt- und Blütenpflanzen, mit Licht und Farbe, Wolkenbildung und Wettererscheinung, dem geologischen Aufbau der Erdrinde und mit Physik und Chemie in ihrer technologischen Anwendung.
Am Rande berührt werden Fragen der Geographie, Physiologie und Chemie, Gedanken zur Mathematik, zur Elektrizität, zum Magnetismus, zur Tonlehre und anderen Sachgebieten.
Johann Wolfgang von Goethe
Die naturwissenschaftliche Arbeiten betreffen vor allem:
Mineralogie und Geologie
Botanik
Vergleichende Farbenlehre
Anatomie und Morphologie
Meteorologie.
Mit welcher Freude und Intensität sich Goethe den Naturstudien hingab, und welchen hohen Gewinn er daraus für sein Gesamtschaffen buchen konnte, beweisen seine Briefe und Gespräche.
An Frau von Stein schrieb er 1786:
„…Wie lesbar mir das Buch der Natur wird, kann ich dir nicht ausdrücken, mein langes Buchstabieren hat mir geholfen, jetzt ruckts auf einmal, und meine ganze Freude ist unaussprechlich. So viel neues ich finde, so find ich doch nichts Unerwartetes, es paßt alles und schließt sich an, weil ich kein System habe und nichts will als die Wahrheit um ihrer selbst willen. – Wie sich das nun vermehren wird, daran denk ich mit Freuden…“
Goethes dichterische Tätigkeit, seine politische Wirksamkeit und seine naturwissenschaftlichen Forschungen haben sich vielfach gegenseitig beeinflußt und einander durchdrungen.
Der wirkliche Wert von Goethes Naturwissenschaft liegt nicht in den einzelnen Entdeckungen, die er gemacht hat, sondern in der neuen Art, Wissenschaft zu treiben und die Natur ganzheitlich zu betrachten.
Quelle:
Voigt / Sucker „J. W. v. Goethe – Hervorragender Naturwissenschaftler, Techniker und Mediziner“
Siegfried Neuendorf „Die Goethestadt Ilmenau“
Henri Bortoft „Goethes wissenschaftliche Methode“
Johann Wolfgang von Goethe an seinen Freund Zelter